Als sich die 8m1 im Deutschunterricht mit dem Thema „Die deutsche Sprache und ihre europäischen Verwandten“ beschäftigt und Sprachvergleiche vorgenommen hat, hat sie etwas Tolles festgestellt. Die Hälfte aller Schüler:innen spricht zu Hause neben Deutsch noch eine Sprache oder sogar zwei weitere Sprachen. Die Länder, aus denen die Sprachen stammen, sind weit verteilt.

Höre dir die unterschiedlichen Sprachen doch einmal an!

Arabisch (Halla und Jana)

نحن في الصف الثامن نتكلم غير اللغة الالمانية ١٠ لغات أخرى

نحن نتكلم اللغة العربية. مرحبا بكم في مدرسة ال

 

Chinesisch (Fangju und Anton)

在8m1中,除了德语之外,我们还讲其他10种语言。我们说中文

 

Französisch (Lucien)

Nous la classe 8m1 on parle allemand mais aussi beaucoup d‘ autres langues. Moi je parle français. Bienvenue au Wilhelm-Gymnasium.

 

Griechisch / Neugriechisch (Costa)

Εμείς στα οκτο μ ενα μιλάμε 10 άλλες γλώσσες εκτός από τα γερμανικά.

Μιλάω Ελληνικά. Καλώς ήρθατε στο Γυμνάσιο Wilhelm.

 

Kroatisch (Noa)

Mi u 8m1 govorimo kod kuće 10 drugih jezika osim njemaćkoga. Ja prićam hrvatski. Dobro došli u Wilhelm-Gymnasium.

 

Polnisch (Elli)

W 8m1 mówimy w 10 różnych językach oprócz niemieckiego. Ja mówię po polsku. Serdecznie Witamy w Wilhelm-Gymnasium.

 

Russisch (Anton und Antonia)

Мы в классе 8м1 говорим кроме немецкого ещё на 10 других языках.

Я говорю по русски. Добро пожаловать в  Wilhelm-гимназию.

 

Schwedisch (Smilla)

Vi på 8m1 talar tio olika språk förutom tyska. Jag pratar svenska. Välkommen till Wilhelm-Gymnasium.

 

Spanisch (Nacho und Santi)

En la clase 8m1 hablamos 10 idiomas diferentes además del alemán. Yo hablo español. Bienvenido al Wilhelm-Gymnasium.

 

Türkisch (Halla)

Biz 8m1. almanca dışında on dil daha konuşuyoruz. Ben Türkçe konuşuyorum. Wilhelm-Gymnasium’a hoş geldiniz.

Die Schüler:innen der 8m1 heißen dich herzlich willkommen am Wilhelm-Gymnasium.

Der gesprochene Text bedeutet:

„Wir in der 8m1 sprechen außer Deutsch noch zehn verschiedene Sprachen.

Ich spreche…

Herzlich willkommen am Wilhelm-Gymnasium!“

 

Quelle des Beitragsbildes: Bild von macrovector auf Freepik

Am 31.01.2024 fand das sechste Jugend präsentiert-Schulfinale am Wilhelm-Gymnasium statt. Die jeweiligen Klassenbesten des 8. Jahrgangs traten in spannenden Präsentationen gegeneinander an – und das vor dem gesamten 8. Jahrgang in der großen Aula. Im Vorfeld hatten bereits die 76 SchülerInnen des m-Profils eine Einzelpräsentation vor der eigenen Klasse gehalten.

Die Themen der Präsentationen waren sehr vielfältig, so ging es zum Beispiel um Atombomben, Schwarze Löcher und den Stimmbruch. Die diesjährige Siegerin war Karolin Haase (8m2) mit der Frage „Wieso spritzt man bei Diabetes Insulin?“ knapp vor Mia Becker (8m1; 2. Platz: „Wie entstehen multiresistente Keime?“) und Lina Koppe (8m1; 3. Platz: „Was ist Skoliose?“). Alle TeilnehmerInnen am Schulfinale haben jeweils eine Urkunde und einen Buchpreis erhalten.

Karolin Haase und Mia Becker haben sich mit ihren Platzierungen automatisch für das Jugend präsentiert-Landesfinale qualifiziert, welches am Samstag, den 13.04.2024 ebenfalls am Wilhelm-Gymnasium stattfinden wird. An diesem Landesfinale nehmen die besten Präsentierenden aus den Bundesländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen teil.

Herzlichen Glückwunsch für die GewinnerInnen und vielen Dank an das Team der Licht- und Ton-AG und die JurorInnen (Ben Fischer und Frau Reinecke), ohne die das Schulfinale nicht hätte stattfinden können!

Olaf Timme

Am 23.1. besuchten die Teilnehmer der „Jugend debattiert“-AG unter der Begleitung von Herrn Wichner, Frau Büttenbender und Herrn Kuttig die HBG, Henriette-Breymann-Gesamtschule. Die Verzögerung unseres Busses am Dienstagmorgen führte zu unserem etwas späteren Eintreffen. Nach unserer Ankunft wurden wir in einen mit Stühlen gefüllten Raum geführt, in dem bereits zahlreiche Schüler aus der Region Braunschweig-Wolfenbüttel-Salzgitter versammelt waren.

Nachdem uns die Leiter den Ablauf und die wichtigsten organisatorischen Details mitgeteilt hatten, zogen sich die Teilnehmer in den Vorbereitungsraum zurück und besprachen ihre Herangehensweise an die Debatte mit ihren zuvor zugewiesenen Partnern. Und schon ging es nach einer Viertelstunde los – alle Debatten liefen gleichzeitig, jedoch in separaten Räumen. Ersatzkandidaten oder Mitfahrer konnten frei wählen, welche Debatten sie verfolgen wollten.

Die Atmosphäre war entspannt, die Juroren stellten sich vor und ermöglichten den Debattanten, dasselbe zu tun. Die Jury, bestehend aus drei Juroren, darunter Lehrer und Schüler sowie einem Zeitwächter, bepunkteten die Debattanten und gab nach einer gemeinsamen Beratung ein kurzes Feedback. Anschließend gab es eine kurze Verschnaufpause, bevor die zweite Debatte begann.

Nach der zweiten Runde wurde die Platzierung der vier besten Kandidaten aus den Sekundarstufen 1 und 2 verkündet. Anna Wichner und Annalisa Buchholz waren die Debattantinnen unserer Schule und nahmen in der Sekundarstufe 1 teil. In der Sekundarstufe 2 belegte Anas Al Natsheh, ein Kandidat unserer Schule, den ersten Platz.

Das Finale fand dann in einem größeren Raum statt, wo ein riesiges Publikum die beiden hitzigen Debatten verfolgte. Zum Thema „Soll jeder Mensch in Deutschland zum 18. Geburtstag ein Grunderbe erhalten?“ vertrat Anas die Contra-Seite und wurde bei der Siegerehrung als Dritter der Sekundarstufe 2 geehrt.

Batoul Alawad

Am Samstag, den 27. Januar jährt sich der Internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust.

Erinnert wird an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, das stellvertretend für alle Gräueltaten im Nationalsozialismus, insbesondere für alle Opfer des Holocaust, der systematischen Ermordung der Juden, steht.

Gerade dieser Tage ist dieser unmenschliche Zivilisationsbruch Gegenstand der politischen Diskussion und die gnadenlose Planung des Massenmordes auf der sogenannten „Wannsee-Konferenz“ der Nazis in unser aller Erinnerung gerufen worden. Viele Menschen in unserem Land demonstrieren aktuell für die Wahrung der zentralen Grundwerte unserer Demokratie, gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus.

Am Montag, den 29. Januar werden zum Gedenken an einige dieser NS-Opfer Rosen und Kerzenlicht an unseren fünf „Stolpersteinen“ vor dem Haupteingang des WG liegen. Es sind Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 und 12, die sich hier engagieren und sich auch bei kalten Temperaturen darum kümmern, die Steine lesbar zu halten. Stellvertretend für alle Opfer der NS-Verfolgung können wir alle am Montag kurz innehalten und die Informationen auf den fünf Steinen lesen, ihrem Schicksal kurz gedenken.

Hier auf der WG-Homepage sind ihre Lebensgeschichten nachzulesen. (Den Zugang zum Archiv-Bereich teilen wir auf Nachfrage gerne mit.) Sie wurden jeweils von WG-Schülergruppen recherchiert.

Projektgruppe „Stolpersteine am WG“, Eike Conrady

Berührungsängste bei Schüler*innen gegenüber Technik abbauen, Spaß und Interesse am Programmieren wecken und komplexe Programmierroutinen erlebbar machen – das alles bietet das LegoLab Kindern und Jugendlichen ab Klasse 5. Auf einer Fläche von ca. 25 qm bietet das LegoLab Zugang zu einem Erlebnisparcours für Lego Mindstorm-Roboter. Schüler*innen mit und ohne Programmiererfahrung können sich dort im Rahmen von wöchentlichen Arbeitsgemeinschaften an knifflige Aufgaben aus der Welt der Informatik wagen. Wenn auch ihr mitmachen wollt, meldet euch an.

Das LegoLab befindet sich am Institut für Anwendungssicherheit der TU Braunschweig, es wird vom Haus der Wissenschaft Braunschweig koordiniert und von der Bürgerstiftung Braunschweig gefördert.

Weitere Infos unter:  https://www.hausderwissenschaft.org/projektvielfalt/legolab.html

Bildnachweis: Haus der Wissenschaft Braunschweig GmbH

 

Am 10.02.2024 findet am WG der First Lego League-Regionalentscheid statt!

Seit einigen Jahren häufen sich Kunstausstellungen, die sich der Darstellung Gottes oder des Göttlichen widmen – nicht im Sinne christlich-religiöser Kunst, sondern als Auseinandersetzung mit der Frage, welche Bilder und Vorstellungen heute mit dem Bereich des „Nicht-Realen“ oder „Übersinnlichen“ verbunden werden. In Anlehnung an eine Ausstellung in der Kartause in Ittingen mit dem gleichnamigen Titel „Gott sehen. Die Kunst und das Überirdische“ haben die Schüler und Schülerinnen ihre Auseinandersetzung mit eben diesen Fragestellungen abschließend künstlerisch verarbeitet und verschriftlicht.

Ganz konkret ging es in dem Religionskurs um die Gottes-Frage, die am Ende in die Ausarbeitung eines theologisch reflektierten Kunstprojektes hinauslaufen sollte. Ausgegangen sind wir von unterschiedlichen Gottesvorstellungen in unserer Gegenwart. Dem haben wir gegenübergestellt, wie die Bibel über Gott redet. Welche unterschiedlichen Gottesvorstellungen sind dort enthalten? Was ist mit dem Bilderverbot und dem Fremdgötterverbot in der Bibel gemeint?

Dabei spielten der sich offenbarende und der sich verbergende Gott eine wichtige Rolle, aber auch Begriffe und Themen wie diese: Freiheit, Vertrauen, Misstrauen, Schöpfer und Geschöpf, Gerechtigkeit Gottes, Fragen nach Leid und dem Bösen, Gott als Projektion im Gegenüber zur Wirklichkeit Gottes. Und: Wie man überhaupt von Gott reden kann, über ihn reden kann oder inwiefern es eine Rede in Gegenwart Gottes gibt.

Die Schüler und Schülerinnen möchten mit ihren zum Teil digitalen und animierten Kunstwerken den Betrachtern eigene Perspektiven zeigen: Gott sehen – Die Kunst und das Überirdische. In den beigefügten Reflexionen können die Gedankengänge nachvollzogen werden. Letztlich sind die Exponate aber offen für eine unvoreingenommene  Auseinandersetzung mit dem Thema. Sie wollen zu eigener Deutung und Stellungnahme anregen.

Viel Spaß beim Betrachten, Lesen und Weiterdenken!

Olaf Neuenfeldt, Schulpfarrer

„Der Atem Gottes“ von Alex Knischewski (Kurzfilm)

Dokumentation (pdf)

Collage mit Dokumentation von Catherine und Greta (pdf)

„Feuerkraft“ mit Dokumentation von Julius Heuer und Friedrich Levedag (pdf)

„Gotteswirklichkeit“ mit Dokumentation von Louis Ostrowski (pdf)

„Multidimensional“ von Antonia, Friedrich und Jonas – Dokumentation (pdf)

„Spiegel“ mit Dokumentation von Judith Burgdorf (pdf)

„Wellen Gottes“ von Len Gutenschwager, Marik Pfleiderer und Felix Weißleder (Kurzfilm)

Reflexion (pdf)

„Why Have You Forsaken Me?“ von Vincent, Michai und Jean-Luca (Video)

Reflexion (pdf)

„Wimmelbild“ mit Dokumentation von Julia und Berenike (pdf)

Da unser Garten unter einer Schneedecke ruht, machten wir einen Spaziergang in den Botanischen Garten. Im Gewächshaus wurden uns tropische Nutzpflanzen (z. B. Gewürzvanille) vorgestellt und gezeigt, von welchen Pflanzenteilen die Gewürze stammen. Für zusätzliche Faszination sorgten die fleischfressenden Pflanzen. Daran anknüpfend erforschten wir in der Grünen Schule die „Welt der Gewürze“. Abgerundet wurde unsere Forschertätigkeit durch Gewürztee und weihnachtliches Gebäck.

Garten-AG

Der Schriftsteller Lukas Rietzschel war am 1. Dezember 2023 zu Gast in der Aula des Wilhelm-Gymnasium.

Am Anfang: auf dem Findling vor der Grundschule ein Hakenkreuz. Ein Handtuch drüber, der Direktor mit dem Rücken dagegen gelehnt, damit nichts herunterrutscht – hilflose Versuche das zu verdecken, was nicht zu verdecken ist. Am Ende: Die leere Grundschule soll Flüchtlingsunterkunft werden. Nicht genug Kinder mehr im Ort. Tobi und Menzel und die anderen wollen sie fluten, damit niemand mehr da wohnen kann, wo sie groß geworden sind. „Das System abschaffen“, sagen sie, „den ganzen Scheiß“. Aber Tobi will mehr. Die Schule soll brennen. Hass gegen Fremde, aber auch Wut, Enttäuschung darüber, dass sich Philipp, der Bruder, nicht bei Tobi meldet, um ihn abzuhalten. Wut auf das eigene Scheiß-Leben. Unfähigkeit, miteinander zu reden. Das unerfüllte Bedürfnis nach Anerkennung und Nähe.

Lukas Rietzschel las vor Schülerinnen und Schülern des 13. Jahrgangs aus seinem Romanerstling „Mit der Faust in die Welt schlagen“ (2018) und antwortete danach auf Fragen der Moderatoren Hans Philipp Felderhoff und Lara Ordowski. Vorbereitet wurde die Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern des Kurses DE1 aus Jg. 13. Mit dabei auch Berenike Loch, Leonard Ramme und Jan-Marten Kleine-Besten, der die An- und Abmoderation übernahm.

Leicht amüsiert antwortete Rietzschel auf die ersten Fragen nach seinen Themen, seinem Schreibstil, das klinge heftig nach Deutsch-Unterricht: „Ich schreibe so, weil ich nicht anders kann. Ich sitze nicht da und überlege, welche Metaphern nimmst du jetzt.“ Wichtiger sei der Inhalt. Seine ernüchternde Antwort auf die Frage, ob er Spaß am Fach Deutsch gehabt habe: „Das war ganz schlimm, ehrlich gesagt. Das hatte nichts mit mir zu tun.“ Er und seine Freunde hätten die von der Schule gestellten Lesehefte auf dem Schulhof verbrannt oder versucht, sie „im Klo runterzuspülen“. „Zeitgenössische Literatur“ sei ihm wichtig, „der Austausch mit lebenden Menschen“. Er muss aber zugeben, dass sein Initialerlebnis mit Literatur, ausgelöst durch „krassen Liebeskummer“ mit 16, ein Romanstoff aus dem 19. Jahrhundert gewesen sei.

Dass er Romane schreibe, sei „so nie geplant“ gewesen, sagt Rietzschel, und einfach sei es auch nicht als „Ein-Mann-Unternehmen“, das setze einen schon stark unter Druck, ökonomisch und emotional, „immer abhängig davon zu sein, etwas zu liefern“. Ein ausdrückliches politisches Anliegen hätten seine Romane aber nicht. „Das wäre Aktivismus, keine Kunst. Ich will etwas über mich und meine Leute herausfinden.“

Studiert hat Rietzschel in Kassel, Germanistik und Politikwissenschaften, „in dieser komischen Stadt, wo man ohne Abitur studieren konnte“, aufgewachsen ist er in der Oberlausitz. Kassels Architektur habe ihn „einigermaßen schockiert“. Gefühlt habe er sich im Vergleich mit seinen Kommilitonen „wie ein Alien“: dass es Leute gab, „die mit 18 ein Auto bekommen“, „dass die nicht wussten, dass wir auch Strom und Wasser drüben haben“. Wie es denn „bei euch zuginge“, wollte man von ihm wissen, AfD und so. Rietzschel wusste selbst keine Antwort und begann, Fragen zu stellen.

Die Unterschiede bei den Vermögen seien ein Riesenproblem. „Wo ich lebe, gehört mehr als 70 % der Wohnungen nicht den Menschen, die dort leben.“ Auch ein Teil des Problems: dass mehr als drei Millionen in den Westen gegangen und „nicht mehr wiedergekommen sind“. Es fehle die „mittlere Generation“. Es gebe kaum institutionelle Bindung in Parteien und Gewerkschaften. Keine großen Stiftungen im Osten. Sachsen sei das Bundesland mit der geringsten Ehrenamtsquote. Außerdem habe die Politik keine überzeugende Antwort auf die Überalterung der Gesellschaft.

Und der Rechtsradikalismus?, fragten die Moderatoren, wie man den erklären könne. Ein Ansatz, so Rietzschel, sei die „sogenannte Männlichkeit, wenn sie kein Kontra erfährt, sich in abstruse Sachen reinsteigert“. Teil einer Gruppe sein zu wollen (was nicht nur für Neonazis gelte), hebe die Anerkennung. Hinzu kämen heute Filterblasen und künstliche Intelligenz. Man könne, in welcher Richtung auch immer, „ohne jede Gegenmeinung“ bleiben. So könne sich „ein Weltbild schließen“.

In der Politik falle ihm auf, dass es oft nur um das Wirtschaftliche gehe, aber entscheidend sei doch das Emotionale. Manche hätten das Gefühl, „hängengelassen worden zu sein die letzten 30 Jahre“. Und manchmal seien es auch Details, an denen die Menschen glauben zu spüren, dass sie abgehängt sind: Die Bahnstrecke von Görlitz nach Berlin sei noch immer eingleisig. Die zweite Spur hätten damals die Russen mitgenommen.

Was tun? Rietzschel plädiert in seiner Antwort auf eine Publikumsfrage für mehr Engagement in der Zivilgesellschaft, denn, so sein Ansatz in einem Essay für die FAZ: „Warum engagiert sich kaum jemand, aber warum ist der Wunsch nach Partizipation so ausgeprägt?“ Die Gesellschaft sei nicht gespalten, aber zergliedert. Man könne in seiner Blase bleiben, ohne mit anderen zu tun zu haben. Ein Vorschlag von ihm, um das zu ändern: Pflichtmitwirkung per Losverfahren auf kommunaler Ebene, damit die Leute erleben, was es heißt, sich für die Umgebung, in der sie leben, stark zu machen, und da seien sie doch Experten. Mancher müsse eben erstmal angestoßen werden.

Das sei auch ein Grund, warum er wieder im Osten lebe. „Meine Heimat“, sagt er, klar, und es sei auch „der Reiz, dass da so wenig Menschen sind und nicht alles so glatt und zubetoniert ist“ – aber: „Nach Berlin und Leipzig braucht man nicht zu gehen.“ Dort, wo es nötig sei, wolle er „anpacken und nicht nur konsumieren“. Außerdem sei Görlitz wunderschön, die Altstadt komplett erhalten, „Deutschlands größtes Flächendenkmal“.

Nach intensiven, informativen 90 Minuten gab es reichlich Beifall, und im Gespräch danach ließ Rietzschel wissen, dass er in der Verfilmung der „Faust“, die nächstes Jahr im Herbst in die Kinos komme, auch eine kleine Rolle spiele – einen Lehrer.

Dr. Alexander Huber

Unser Dank gilt der Braunschweigischen Landessparkasse und dem Förderverein des Wilhelm-Gymnasiums für die Finanzierung der Veranstaltung.