Parallelen zwischen 63. v. Chr. und 2021 – Michael Fürstenberg über die Catilinarische Verschwörung

 

Vor dem Vortrag, der für die Lateinschüler von Gaußschule und Wilhelm-Gymnasium am 25.01. in der Aula, für Interessierte auch in der Videokonferenz zu hören war, war sich sicherlich nicht jeder sicher, in welche Verbindung der Referent die Catilinarische Verschwörung setzen würde. Als Forscher am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung beschäftigt sich Michael Fürstenberg vorrangig mit Terrorismus und Konfliktanalyse, aus dieser Perspektive gab er einen Blick auf die Einordnung der „Coniuratio Catilinae“.

Am Beispiel des Sturms auf das Kapitol in Washington am 6. Januar erklärte Herr Fürstenberg eingangs, wie die Benennung eines Ereignisses die spätere Wahrnehmung erheblich beeinflussen kann, weshalb zur Benennung eine klare Analyse beteiligter Akteure vorgenommen werden müsse, wobei nicht immer Eindeutigkeit gegeben sei. Nach Erläuterung theoretischer Ansätze, wie ein Konflikt benannt wird, und der Kategorisierung von Konflikten anhand gewisser gegebener Elemente, zeigte er auf, inwiefern auch in der Überlieferung der Catilinarischen Verschwörung die Benennung des Ereignisses Rückschlüsse auf seine Natur zulässt. Die Differenzierung zwischen dem Begriff des Krieges (=bellum) und der Verschwörung (=coniuratio), und den damit einhergehenden Merkmalen, vermochte klarzustellen, welche grundsätzlichen Elemente in öffentlichen Konflikten dieser Art schon damals eine erstaunlich ähnliche Rolle einnahmen. Daraus leitete Herr Fürstenberg ab, in welcher Art in der Rezeption der Aktion Catilinas und seiner Anhänger aus moralischen Beweggründen ein Sprachbild geschaffen wurde, das bei rationaler Betrachtung als überspitzte Personifikation gesehen werden kann, der ein hoher Symbolwert zugedacht wurde.

Aus dem Vortrag warfen sich bei den anwesenden Schülern sowie Lehrern Fragen zum aktuellen Bezug Sallusts sowie der Methodik der Analyse auf, aus denen sich noch ein gehaltvoller Dialog entwickelte, in dem das Gehörte rekapituliert und vertieft werden konnte.

 

Ein Beitrag von Jakob Przybilski | Foto von Lukas Zimmermann 

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