Rahmenbedingungen für das Konfliktschlichtermodell
- Die Schulmediator/innen bieten jedes zweite Jahr eine Konfliktschlichter-Ausbildung für Schülerinnen und Schüler an. Die Ausbildung umfasst ca. 50 Stunden und beginnt mit einer 4-tägigen Fahrt in ein Tagungshaus, anschließend finden wöchentliche AG-Treffen statt und es werden 2 Projekttage durchgeführt.
- Die ausgebildeten Konfliktschlichter beginnen mit ihrer Schlichtungsarbeit im 2. Halbjahr und sind danach noch ein Schuljahr tätig. Im neuen Schuljahr übernehmen sie in der Regel die Patenschaft für eine neue 5. Klasse.
- Da sich das Angebot der Konfliktschlichter überwiegend an die Klassenstufen 5-7 richtet, haben die Schlichter feste Präsenzzeiten in der Außenstelle. Für ihre Gespräche steht ihnen dort ein geeigneter Raum zur Verfügung.
- Für Konfliktklärungsanliegen höherer Klassenstufen stehen im Hauptgebäude die ausgebildeten Konfliktschlichter der früheren Ausbildungsdurchgänge auf Anfrage bereit. Die Schulmediator/innen vermitteln hier den Kontakt. Wünschenswert wäre die Einrichtung eines Schlichtungsraumes auch im Hauptgebäude.
- Eine wichtige Rahmenbedingung für spontane Klärungsanliegen ist, dass Konfliktschlichtung auch während der Unterrichtszeit stattfinden darf (mit dem jeweiligem Einverständnis der unterrichtenden Lehrkräfte und beteiligten Schüler/innen).
- Zu den Aufgaben der Schulmediator/innen gehört neben der Ausbildung der Schüler/innen auch das Angebot einer wöchentlichen Mediations-Sprechstunde, die von Schüler/innen, aber auch Lehrkräften und Eltern aufgesucht werden kann.
- Die Schulmediator/innen begleiten die ausgebildeten Konfliktschlichter in ihrer Tätigkeit im Sinne einer Supervision und sie sorgen für den organisatorischen Rahmen der Schlichtungstätigkeit sowie die Bekanntmachung des Mediations-Angebots in der gesamten Schulgemeinschaft.
- Die teilnehmenden Lehrkräfte erhalten für ihre Tätigkeit als Schulmediator/innen eine entsprechende Anrechnung auf ihre Unterrichtsverpflichtung.
Mediation in der Schule
Konflikte zwischen Kindern und Jugendlichen in der Schule…
… sind normal und gehören zum Alltag. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte haben aber auch häufig erlebt, dass Konflikte das persönliche Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler so beeinträchtigen können, dass die eigene Lernfähigkeit und manchmal sogar das gesamte Klassenklima darunter leiden können. Nicht selten versuchen Lehrkräfte die Lösung von Konflikten „zwischen Tür und Angel“ zu unterstützen. Verhärtete Konflikte können aus Zeitmangel aber häufig nicht dauerhaft gelöst werden und es kommt zu wiederholten Störungen der Lehr- Lernsituation und des Wohlbefindens. Oft treten die Erwachsenen als „Richter“ auf, die nach Anhörung der Konfliktparteien als Autorität von außen eine Lösung vorschlagen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler sich eher an Vereinbarungen halten, wenn sie selbst die Lösung eines Konfliktes erarbeitet haben. Hier setzt das vom Land Niedersachsen geförderte Projekt „Schule konfliktfähig“ an, das im Schuljahr 2005 am Wilhelm-Gymnasium eingeführt wurde und seitdem im Schulleben verankert ist.
Langfristiges Ziel ist, einen konstruktiven, selbstverantwortlichen Umgang mit Konflikten an der Schule zu vermitteln und selbst auf allen Ebenen zu praktizieren.
Was bedeutet das konkret?
Seit Beginn des Schuljahres 2005/2006 arbeiten die Sozialpädagogin Frau Rahn-Reinecke und die Lehrkraft Frau Feldmann als ausgebildete Schulmediatorinnen und unterstützen Schülerinnen und Schüler bei der Lösung ihrer Konflikte im Rahmen von Mediationsgesprächen. Im Schuljahr 2012/2013 haben sich 3 weitere Lehrkräfte in Schulmediation fortbilden lassen und erweitern das Team der Schulmediatorinnen.
Wie arbeiten Mediator/innen?
Schulmediator/innen bzw. Konfliktschlichter/innen verstehen sich als Unterstützung der Konfliktparteien, damit diese für ihre Konfliktsituation eine eigene Lösung finden. Sie sind unparteiisch („allparteillich“) und bieten den Schülerinnen und Schülern einen vertraulichen Rahmen, in dem die Gefühle, die aus dem Konflikt entstanden sind, bewusst wahrgenommen und in die Lösungssuche mit einbezogen werden können. Mediator/innen geben keine Ratschläge, sondern lenken die Kommunikation der „zerstrittenen“ Schülerinnen und Schüler mit dem Ziel, dass diese eine Vereinbarung für die Zukunft treffen. Diese Vereinbarung wird schriftlich festgehalten und in einem Folgegespräch überprüft.
Was ist also eine Mediation?
Eine Mediation ist ein vertrauliches Gespräch, bei dem zwei Konfliktparteien und zwei Mediator/innen anwesend sind. Die Teilnahme am Gespräch beruht auf Freiwilligkeit. Von der Mediation darf nichts nach außen dringen, es sei denn die Konfliktparteien haben sich darüber verständigt, welchen Personen sie von dem Gespräch bzw. Ergebnis berichten möchten. Auch Eltern erfahren also gegebenenfalls nicht, wenn ihr Kind an einem Mediationsgespräch teilgenommen hat.
Ausbildung von Schülerinnen und Schülern unserer Schule zu Konfliktschlichtern
Im Schuljahr 2006/2007 wurde erstmalig eine Gruppe von 23 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 8-11 unter der Leitung von Frau Rahn-Reinecke und Frau Feldmann zu Konfliktschlichtern ausgebildet. In den Folgejahren fand die Ausbildung alle 2 Jahre statt und wurde auf die Klassenstufen 8-9 begrenzt. Seit dem Schuljahr 2012/2013 wird die Konfliktschlichter-Ausbildung von 3 weiteren Lehrkräften unterstützt. Die Ausbildung findet in 2 Phasen statt: als Einstieg in Form einer 4-tägigen Fahrt in ein Tagungshaus, im zweiten Teil als 2-stündige wöchentliche AG und zwei zusätzliche 6-stündige Projekttage, die in Kooperation mit der Magni-Kirche Braunschweig durchgeführt werden. Die Ausbildung ist sehr praxisorientiert und trainiert vorwiegend in Rollenspielen die wichtigsten kommunikativen Fähigkeiten eines Konfliktschlichters. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Zertifikat und einen Zeugnisvermerk. In ihrer praktischen Schlichtungstätigkeit werden die Konfliktschlichter weiterhin durch die Schulmediatorinnen begleitet.
Das Mediationsangebot am Wilhelm-Gymnasium
Die Erfahrungen anderer Schulen haben gezeigt, dass die Verankerung eines solchen Projektes Zeit braucht (in der Regel mindestens 5 Jahre) und nur dann nachhaltig erfolgreich sein kann, wenn Lehrkräfte wie auch Eltern das Projekt unterstützen. Lehrkräfte und Eltern können viel dazu beitragen, eine positive Grundhaltung zur Mediation in unserer Schule zu erzeugen. In diesem Sinne ist Aufklärungsarbeit in Form von Gesprächen mit den Schülerinnen und Schülern über diese Möglichkeit der Konfliktlösung in der Schule sehr wichtig. Gerade unter jüngeren Schülerinnen und Schülern ist der Bedarf an Hilfsangeboten bei der Klärung von Konflikten groß und es fällt ihnen oft noch schwer, selbstständig einen Termin bei den Mediatorinnen zu machen. Hier ist die Vermittlung des Kontaktes durch die Lehrkräfte sehr wichtig und auch die Ermutigung seitens der Eltern, das Angebot wahrzunehmen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Mediationsangebot inzwischen gut etabliert und bekannt ist am Wilhelm-Gymnasium. Die ausgebildeten Schülerinnen und Schüler sehen das intensive Kommunikationstraining der Konfliktschlichterausbildung als sehr hilfreich und nützlich für sich persönlich – auch für ihre Zukunft – an. Wünschenswert wäre eine noch häufigere Nutzung des Hilfsangebots durch die Schülerschaft.