Individuelle Lernentwickung (ILE) und ihre Dokumentation am Wilhelm-Gymnasium

Das Wilhelm-Gymnasium bietet den Schülerinnen und Schülern eine ganzheitliche, individuelle und begabungsgerechte Förderung. Grundlage dieser Förderung sind die Lernentwicklungsberichte, in denen die Lernausgangslage sowie individuelle Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler erfasst und dokumentiert werden. Auf dieser Basis werden auf pädagogischen Dienstbesprechungen dann die Maßnahmen beschlossen, mit denen eine gezielte Förderung der Schülerinnen und Schüler angestrebt wird.

I. Leitsätze

  1. Individuelle Stärken und Schwächen von Schülerinnen Schülern werden systematisch und regelmäßig erfasst. Alle Fachgruppen sind daran beteiligt.
  2. Zur Entfaltung der Potenziale der Schülerinnen und Schüler werden individuelle Lernwege eröffnet, dies durch
    – differenzierenden Unterricht,
    – Förderangebote über den Unterricht hinaus,
    – effektive Nutzung vorhandener Ressourcen.
  3. Die Diagnose-, Förder- u. Dokumentationskonzepte werden von den Fachgruppen konzipiert, kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt; die Fachgruppen stimmen sich untereinander ab.
  4. Die Befunde zur individuellen Lernentwicklung werden mit den Eltern und mit den Schülerinnen/Schülern besprochen. Eltern wie Schülerinnen/Schüler übernehmen Verantwortung für ein aktives Lernen.
  5. Fördermaßnahmen werden durch Pädagogische Teams (Klassenlehrer/in und stv. Klassenlehrer/in sowie ggf. weitere Lehrkräfte) auf der Grundlage von Diagnosebögen initiiert und koordiniert.
  6. Die Kooperation mit außerschulischen Bildungspartnern wird systematisch für die Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler genutzt.

 

II. Konzept zur Umsetzung der Leitsätze

1. Beobachtung der Lernentwicklung durch alle am Lernen Beteiligten

Um eine begabungsgerechte individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, wird die individuelle Lernentwicklung jeder Schülerin und jedes Schülers am Wilhelmgymnasium kontinuierlich beobachtet. Dabei spielt die Wahrnehmung der Lehrkräfte mit der Selbsteinschätzung der Lernenden zusammen.
In diesem Zusammenhang werden sowohl fachspezifische Kompetenzen als auch überfachliche Aspekte beleuchtet. Ebenso wird das Arbeits- und Sozialverhalten als wichtiger Bestandteil der Lernentwicklung gesehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Selbstwahrnehmung in diesem dabei ebenso stärken wie die eigene Reflektionsfähigkeit, um ihre Mitverantwortung für den Lernprozess dauerhaft fortzuentwickeln.

2. Dokumentation mithilfe verschiedener Bögen

Die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung mithilfe verschiedener Bögen findet zweimal im Schuljahr gezielt statt. Besondere Veränderungen darüber hinaus können jedoch jederzeit ergänzt werden.
Durch das frühe, aber auch regelmäßige Erfassen der Lernausgangslage in den verschiedenen Fächern durch die Fachlehrerinnen und Fachlehrer sowie im Arbeits- und Sozialverhalten durch die pädagogischen Klassenteams ergänzt durch die Selbsteinschätzungen der Schülerinnen und Schüler werden Begabungen und Defizite frühzeitig dokumentiert und bieten Gesprächsanlässe für Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte und Schülerinnen und Schüler. Die Dokumentation der Lernentwicklung durch die abgebende Grundschule dient als Ausgangspunkt und wird bis in Klasse 9 weitergeführt. Die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung enthält Aussagen zu folgenden Punkten:

  1. Lernausgangslage in bestimmten Kompetenzbereichen

  2. Angestrebte Entwicklungsziele für den Planungszeitraum

  3. Geplante Maßnahmen des Forderns bzw. Förderung der leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern zur Zielerreichung

  4. Erneute Feststellung der Lernausgangslage zur Einschätzung des Erfolgs der durchgeführten Maßnahmen

  5. Fortsetzen des Förder-/Forderkreislaufs

 

Allgemeiner Ablaufplan für I(ndividuelle)L(ern-)E(ntwicklung)

Zeitraum Maßnahme
Schuljahresbeginn Information der Eltern der neuen Fünftklässler auf dem ersten Elternabend durch KL
Vor den Herbstferien Einweisung der neuen Kolleginnen und Kollegen in ILE (JUR)
Erste Woche nach den Herbstferien Ausfüllen der Dokumentationsbögen: alle (Langzeit-)Fachlehrer in Klasse 5-9. () starke Leistungen und (!) Förderbedarf. Kurzzeitfachlehrer tragen bei Bedarf ein. Unauffällige Schüler erhalten ein (O) unauffällig. Eintragungen in Textform sind möglich. Vorschläge für Teilnahme am Förderunterricht werden in eine Liste im Ordner eingetragen. Die Lernenden füllen Selbsteinschätzungsbögen aus.
Zweite Woche nach den Herbstferien Die Klassenteams setzen sich in Form von pädagogischen Dienstbesprechungen zur Auswertung zusammen (Klassenlehrer, Co-Klassenlehrer, Langzeitfachlehrer). Festhalten der Maßnahmen auf Einzelplänen. In Jahrgang 5 dient dies als Grundlage für den Elternsprechtag.
Vorschläge für den Förderunterricht (es liegt die aktuelle Liste vor, wer bereits im Förderkurs ist) werden bei Frau Burkschat gesammelt abgegeben und an die Eltern verschickt.
November Elternsprechtag Jahrgang 5
Vierte Woche nach den Herbstferien Erstellen der Listen für die zusätzliche Teilnahme am Förderunterricht durch Frau Burkschat; Weitergabe an die Förderunterricht Erteilenden. Parallel finden evtl. Beratungsgespräche mit den Schülerinnen und Schülern in den Verfügungsstunden statt. Bei Bedarf in Jahrgang 6-9 Elterngespräche (Co-Klassenlehrer)
November bis Mitte März Durchführung von Förder- und Fordermaßnahmen
Ende Februar Zweiter Durchgang ILE-Dokumentation wie oben
Erste Märzwoche Bei Bedarf setzen sich die Klassenteams in Form von pädagogischen Dienstbesprechungen zur Auswertung zusammen (Klassenlehrer, Co-Klassenlehrer, Langzeitfachlehrer).

  1. Evaluation der durchgeführten Maßnahmen
  2. Diskussion über individuelle Entwicklung
  3. Beschluss sich ergebender Maßnahmen
  4. Festhalten der Maßnahmen auf Förderplänen

Findet keine 2. DB statt, so wird dies dokumentiert. Die Abfrage von Veränderungen der Beteiligten im Förder- bzw. Forderprogramm ist ggf. schriftlich vorzunehmen.

März – Juli Durchführung von Förder- und Fordermaßnahmen
letzten Wochen vor den Sommerferien Kurze Rückmeldung an Schüler.
Eintragung des Förderbedarfs für kommendes Schuljahr

 

3. Kommunikation über die Lernentwicklung

3.1 Pädagogische Dienstbesprechungen

Die pädagogischen Dienstbesprechungen liegen in der Mitte des Schulhalbjahres zeitnah zur Eintragung in die Dokumentationsbögen. Die von der ILE-Beauftragten (1.Halbjahr) bzw. vom Klassenlehrerteam (2.Halbjahr)  einberufene Dienstbesprechung der Lehrkräfte erörtert die individuelle Lernentwicklung und beschließt die sich daraus ergebenden Arbeitsschritte. Das Klassenlehrerteam bereitet die Pädagogischen Dienstbesprechung vor, indem es zunächst den ILE-Ordner der jeweiligen Klasse bezüglich der Eintragungen durcharbeitet und Gesprächsschwerpunkte festlegt. Neben Gesprächen über einzelne Schülerinnen und Schüler können weitere mögliche Themen vorab geplant werden. Das Klassenlehrerteam bestimmt einen Protokollanten. Dieser hält während der Dienstbesprechung nur wichtige Aspekte auf dem Protokollbogen fest, die nicht auf den Einzelbögen eingetragen werden können. Die Einzelbögen für die Lernenden, über deren Entwicklung gesprochen worden ist, werden als Anlage gesehen. Sowohl das Kurzprotokoll als auch die Einzelbögen werden in den ILE-Ordner geheftet (das Protokoll vorne, die Einzelbögen bei den jeweiligen Schülerinnen und Schülern).

3.2 Beratungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern sowie Erziehungsberechtigten

3.2.1 Schülerberatung
Da die Schülerinnen und Schüler Mitverantwortung für ihre individuellen Lernprozesse haben, finden regelmäßig Gespräche darüber statt. Grundlage bildet neben der Dokumentation der Lehrkräfte auch die Selbsteinschätzung der Lernenden. Ziele und Maßnahmen, die in der Pädagogischen Dienstbesprechung erarbeitet worden sind, werden mit den Schülerinnen und Schülern besprochen und vereinbart.

3.2.2 Beratung der Erziehungsberechtigten
Neben dem Elternsprechtag zu Beginn des zweiten Halbjahres findet für die Eltern des aktuellen Jahrganges 5 bereits eine frühzeitige Beratung Ende November statt. Auch für diese Gespräche gilt die dokumentierte individuelle Lernentwicklung ebenso als Grundlage wie die Selbsteinschätzung der Lernenden selbst. Die Erziehungsberechtigten werden über Ziele und Maßnahmen in Zusammenhang mit der individuellen Lernentwicklung im Regelfall informiert.

4. Förderplanung und Einleiten von Maßnahmen

Die Förderplanung geht individuell vom einzelnen Schüler und der einzelnen Schülerin aus. Die unterschiedlichen Stärken und Schwächen werden bewusst wahrgenommen, thematisiert und gemeinsam überlegen die Kolleginnen und Kollegen, welche Ziele angemessen erscheinen und gemeinsam mit dem Schüler oder Schülerin festgelegt werden können. Aus den Zielen ergeben sich Maßnahmen, die zur Zielerreichung geeignet erscheinen. Dabei werden insbesondere die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und das unterschiedlichen Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt.

5. Defizitkompensation und Begabungsförderung

5.1 Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Defiziten

5.1.1 Fachspezifisches, fächerübergreifendes und  Fächer verbindendes Fördern innerhalb des Unterrichts
Durch Formen der Individualisierung sowie den Einsatz differenzierender Lernarrangements im Unterricht wird versucht, abgestimmt auf die Anforderungen des einzelnen Faches die fachlichen Defizite einzelner Schülerinnen und Schüler zu kompensieren. Auch Defizite in der fachspezifischen Methodik sind hierbei eingeschlossen. Je nach Fach und Lerngruppe bieten sich verschiedenartige Möglichkeiten des Förderns im Fachunterricht an. Im Rahmen der Profil-Mittelstufe werden sowohl im Rahmen des Wahl-Pflicht-Unterrichts als auch des Unterrichts mit besonderem Schwerpunkt (z.B. Öko-Praktikum, Physik-Praktikum uvm.)  verschiedene Möglichkeiten der äußeren Differenzierung eingesetzt, um Interessenschwerpunkte auszubilden oder an Defiziten zu arbeiten.

5.1.2 Fachspezifisches, fächerübergreifendes und Fächer verbindendes Fördern außerhalb des Unterrichts
Auch das außerunterrichtliche Angebot der Schule (vgl. 2.06 Förderangebote für alle Schülerinnen und Schüler im Schulprogramm)  bietet diverse Möglichkeiten, sich gezielt mit fachspezifischen sowie fächerübergreifenden und Fächer verbindenen Inhalten auseinanderzusetzen. Das vielfältige Angebot an Arbeitsgemeinschaften ist ebenso ein Element des Förderns wie der eigentliche Förderunterricht (neues Konzept ist in Arbeit) im Rahmen des wahlfreien Unterrichts.

5.1.3 Förderung des Arbeits- und Sozialverhaltens
Auch die Stärkung des Arbeits- und Sozialverhaltens ist ein weiter Bereich, in dem bei einigen Schülerinnen und Schülern im Rahmen der individuellen Lernentwicklung Förderbedarf besteht. Dabei  sollen neben der Methodenkompetenz (vgl. Konzept zur Methodenkompetenz) sowohl die personale (z.B. eigene Lernprozesse planen und organisieren sowie einschätzen, Zuverlässigkeit und Anstrengungsbereitschaft) als auch die soziale Kompetenz (z.B. Arbeit und Verhalten in der Gruppe, Hilfsbereitschaft) der Lernenden gestärkt werden.

5.2 Begabungsförderung

5.2.1 Fachspezifisches, fächerübergreifendes und  Fächer verbindendes Fordern innerhalb des Unterrichts
Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen werden durch Methoden der Individualisierung und Differenzierung in ihrer individuellen Lernentwicklung gefordert. Je nach Fach und Jahrgangsstufe bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten des Forderns im Fachunterricht an. Im Rahmen der Profil-Mittelstufe werden sowohl im Rahmen des Wahl-Pflicht-Unterrichts als auch des Unterrichts mit besonderem Schwerpunkt und auch in Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten und weiteren Bildungseinrichtungen (z.B. Öko-Praktikum, Physik-Praktikum uvm.)  verschiedene Möglichkeiten der äußeren Differenzierung eingesetzt, um Interessenschwerpunkte auszubilden.

5.2.2 Fachspezifisches, fächerübergreifendes und Fächer verbindendes Fordern außerhalb des Unterrichts
„Additive Lernangebote entsprechend den jeweiligen besonderen Leistungsfähigkeiten: Projekte, Arbeitsgemeinschaften, Wochenendkurse, Exkursionen usw.“ (vgl. 2.06 Förderangebote für besonders begabten Schülerinnen und Schüler im Schulprogramm) ergänzen dieses Angebot.
Hinzu kommt die Einrichtung von Arbeitsgemeinschaften, die den Bedürfnissen leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler entsprechen – dies hinsichtlich der thematischen Einrichtung, der Arbeitsmethoden und des Anspruchsniveaus. Ergänzt durch unterschiedliche Tutorien (z.B.: Betreuung selbstständigen Lernens in bestimmten Fachgebieten und Erarbeitung von Wettbewerbsbeiträgen). Weitere Förderangebote finden sich im Schulprogramm (vgl. 2.06 Förderangebote für besonders begabten Schülerinnen und Schüler im Schulprogramm).

6. Evaluation der Maßnahmen

Um den Kreislauf des Forderns beziehungsweise Förderns zu schließen, wird in regelmäßigen Abständen der Erfolg der Maßnahmen und der Grad der Zielerreichung von Lehrkräften und Schülern eingeschätzt und die gegenwärtige Situation als neue Lernausgangslage festgestellt. Daraus resultierend werden neue Ziele benannt und angemessen erscheinende Maßnahmen abgeleitet.